Trauer um Hans Gutbrod

12.03.2025

GSI und FAIR trauern um einen herausragenden Wissenschaftler und Pionier der relativistischen Schwerionenphysik. Professor Dr. Hans Gutbrod ist am 3. März 2025 im Alter von 82 Jahren verstorben.

Nach seiner Promotion im Jahr 1970 bei Rudolf Bock forschte Hans Gutbrod zunächst auf dem Gebiet der Schwerionenphysik bei niedrigen Energien in Heidelberg und Rochester.

Hans Gutbrod prägte die Anfänge der relativistischen Schwerionenphysik am Lawrence Berkeley National Laboratory, wo er zusammen mit Arthur Poskanzer und Hans-Georg Ritter den GSI-LBL 4π-Detektor „Plastic Ball“ baute. Sie entdeckten das kollektive Verhalten von Kernmaterie („Flow“), das bis heute eine der wichtigsten Beobachtungen in der relativistischen Schwerionenphysik darstellt. 1988 erhielt er dafür zusammen mit Reinhard Stock den Robert-Wichard-Pohl-Preis.

Hans Gutbrod setzte die Untersuchungen am CERN-Beschleuniger SPS fort, wo er Sprecher der bahnbrechenden SPS-Schwerionenexperimente WA80/93/98 war. Gemeinsam mit Jürgen Schuhkraft und anderen legte er auch den Grundstein für das LHC-Experiment ALICE und leistete entscheidende Beiträge zur Gestaltung des heutigen Messaufbaus.

In 1995 wurde Hans Gutbrod zum Direktor des kurz zuvor gegründeten SUBATECH in Nantes ernannt, wo er gleichzeitig als Sprecher von ALICE-FRANCE fungierte und Deputy Spokesperson von ALICE und Projektleiter des ALICE-Myonen-Spektrometers war. Er war dort eine treibende Kraft in der Entwicklung des Instituts.

Im März 2001 entschied sich Hans Gutbrod zu GSI zurückzukehren, um am GSI-Zukunftsprojekt FAIR zu arbeiten. Seine Gabe, andere von neuen Ideen zu begeistern, und sein Gestaltungswille waren essentiell für die große Herausforderung des FAIR-Vorhabens, für dessen wissenschaftliche und organisatorische Vorbereitung er bis 2008 als Projektleiter und Leiter des FAIR Joint Core Teams zuständig war.

Bei zahllosen Workshops in vielen Ländern gelang es ihm, eine breite Beteiligung von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen am FAIR-Projekt zu organisieren. Die im Rahmen der Schwerionenexperimente am CERN geknüpften Verbindungen, insbesondere zu Forschungsinstituten in Indien, nutzte er auch für FAIR.

Hans Gutbrod war Honorarprofessor am Fachbereich Physik der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Ehrendoktor der Universität Lund. Seit 1992 war er Fellow der American Physical Society.

GSI und FAIR werden Hans Gutbrod als herausragenden Wissenschaftler, geschätzten Kollegen, vor allem aber als einen großartigen Menschen in bleibender Erinnerung behalten. Seine Offenheit und Begeisterung für neue Ideen bleiben für Kolleg*innen und Freund*innen unvergesslich. GSI und FAIR nehmen mit großem Dank und tiefem Respekt Abschied von Hans Gutbrod. Seiner Familie gilt unser tiefes Mitgefühl.

Geschäftsführung und Belegschaft von GSI und FAIR