Erfolgreiche Kooperation: ESA-Forschungsmeeting bei GSI und FAIR zum neuen Experimentierprogramm IBPER-22
20.04.2023 |
Die Sicherheit von Astronaut*innen im Weltraum erhöhen und die moderne Forschung zum Nutzen der Menschheit voranbringen: Diese Ziele stehen im Fokus der seit Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit der Europäischen Weltraumorganisation ESA und GSI/FAIR in mehreren Forschungsprojekten. GSI/FAIR ist die europäische Einrichtung, die von der ESA ausgewählt wurde, um kosmische Strahlung und ihre Auswirkungen auf Menschen, Elektronik und Material zu erforschen. Dazu gehört auch das Forschungsprogramm zur „Untersuchung über biologische und physikalische Auswirkungen von Strahlung (IBPER)“, das aktuell in eine neue Runde geht. Das Projekt ermöglicht Forschungsgruppen, an den GSI/FAIR-Beschleunigeranlagen biologische und physikalische Effekte von Weltraumstrahlung zu untersuchen. Vor kurzem wurde im Rahmen von IBPER ein ESA-Forschungsmeeting auf dem GSI/FAIR-Campus abgehalten.
Die Veranstaltung ist Teil der Vorbereitung zur Durchführung der neuen Experimente. Die Ausschreibung für entsprechende Forschungsvorschläge war im vergangenen Jahr erfolgt, Einreichung, Evaluierung und Auswahl ebenfalls. Ziel des aktuellen IBPER-Workshop war es, die Experimentvorschläge der Forschungsgruppen zu diskutieren und die zukünftigen Experimente während der nächsten Strahlzeit bei GSI/FAIR zu planen. Zahlreiche Forschende unter anderem aus Deutschland, Belgien, England, Frankreich, Italien und Tschechien nahmen am Workshop teil und tauschten sich aus über die Experimente, die sich unter anderem mit den Themen Nanoverbundstoffe, Mondstaub und Kälteschutz beschäftigen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Professor Paolo Giubellino, Wissenschaftlicher Geschäftsführer von GSI und FAIR, sowie ESA-Kampagnenmanagerin Dr. Anna Fogtmann. Einen Überblick über die IBPER- und IBER-Aktivitäten bei GSI gab der Leiter der GSI-Abteilung Biophysik, Professor Marco Durante. Bei einer Führung erhielten die Gäste außerdem einen Einblick in die GSI- und FAIR-Forschungseinrichtungen, bevor die Forschungspläne diskutiert wurden.
Die bestehende Beschleunigeranlage von GSI ist die einzige in Europa, mit der alle in unserem Sonnensystem auftretenden Ionenstrahlen – vom Wasserstoff, dem leichtesten, bis zum Uran, dem schwersten – hergestellt werden können. Am künftigen Beschleunigerzentrum FAIR werden die Möglichkeiten noch erheblich erweitert. Es werden noch höhere Energien für die Simulation kosmischer Strahlung zur Verfügung stehen und bahnbrechende neue Erkenntnisse ermöglichen. Die Teilnehmenden des neuen IBPER-Programms können die zukunftsweisenden Forschungsmöglichkeiten bei GSI/FAIR nutzen und ihre ausgewählten Forschungsprojekte vorantreiben, um das Wissen über die biologischen und physikalischen Auswirkungen der kosmischen Strahlung zu erweitern.
Bei Weltraummissionen zum Mond und darüber hinaus kann die komplexe Strahlungsumgebung im Weltraum ein limitierender Faktor für die Erforschung des Weltraums durch Menschen und Roboter sein. Ionisierende Strahlung wirkt sich auf lebende Organismen aus und interagiert auch mit Materie, was elektronische Geräte beeinträchtigt und den Betrieb von Satelliten stört. Daher müssen die Auswirkungen der Wechselwirkungen ionisierender Strahlung mit biologischem Gewebe, physikalischer Materie und Hardware untersucht werden, um das Risiko schädlicher Auswirkungen der Weltraumstrahlung besser einschätzen zu können und so Gegenmaßnahmen und Abhilfestrategien für die Raumfahrt zu entwickeln.
Die Ergebnisse, die durch die ESA-GSI-Kooperation entstehen, werden aber nicht nur zukunftsweisende Informationen für die Raumfahrt, sondern auch für das Leben auf der Erde bringen. Daten aus den Experimenten können beispielsweise zu detaillierteren Erkenntnissen über Risiken von Strahlenbelastungen auf der Erde beitragen. Sie helfen außerdem, Strahlenschutzmaßnahmen zu optimieren und können zur Verbesserung von Strahlentherapien für die Krebsbehandlung führen. (BP)