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Archiv | 2017 | KW:03 |Ausgabe: 03-2017 | 16.01. - 22.01.



 Nachrichten

Helmut Oeschler - Nachruf


Quelle: privat

Am 3. Januar 2017 verstarb Dr. Helmut Oeschler, für uns alle völlig unerwartet, da er bis zu seinem Todestage aktiv und mit der ihm eigenen Intensität Forschung im Rahmen des ALICE Experimentes vorantrieb sowie
zusammen mit Theoriekollegen an neuen Interpretationen der Daten arbeitete.

Helmut studierte und promovierte an der Universität Heidelberg sowie am Max-Planck Institut für Kernphysik mit Arbeiten zur Kernstruktur und Kernreaktionsdynamik. Nach Wanderjahren, die ihn nach Kopenhagen,
Straßburg und Saclay führten, fand er sein permanentes Zuhause an der Technischen Hochschule Darmstadt, von wo aus er schnell internationale Kollaborationen aufbaute, insbesondere mit der GSI, mit JINR Dubna, mit Saclay und mit CERN. Zunächst galt sein wissenschaftliches Interesse der Dynamik von Kernreaktionen, bei Energien, die von der Coulomb Barriere bis zu relativistischen Kollisionen reichte. Ein erster Fokus war die Positronenproduktion in Schwerionenstößen, die bei GSI untersucht wurde. Danach stand die Multi-Fragmentation im Mittelpunkt, die er im Rahmen des JINR Experimentes FASA studierte.

Ab dem Ende der 1980er Jahre widmete er sich fast ausschließlich der Untersuchung der Mechanismen der Teilchenproduktion in relativistischen und ultra-relativistischen Kern-Kern Stößen. Helmut war eine treibende Kraft beim Aufbau des Kaonen-Spektrometers am SIS18 der GSI, mit dem die ersten Messungen seltsamer Teilchen in Stößen sehr schwerer Kerne durchgeführt wurden. Seine Arbeitsgruppe an der TU Darmstadt baute die Detektoren inklusive einer neuartigen Datenauslese-Elektronik, mit deren Hilfe die Spuren der geladenen Teilchen vermessen wurden. Helmut und seine Studenten waren zudem wesentlich beteiligt an der Entwicklung der Software für die Datenanalyse und an der Auswertung der Messungen. Darüber hinaus lieferte Helmut wichtige Beiträge zur Interpretation der Daten: gemeinsam mit Jörg Aichelin (Nantes) extrahierte er aus den Messergebnissen Informationen über die Zustandsgleichung von Kernmaterie und über die in-medium Eigenschaften seltsamer Teilchen.

In Zusammenarbeit mit Jean Cleymans (Cape Town) und Krzysztof Redlich (Wroclaw) begann er in den späten 1990er Jahren mit der Entwicklung einer thermischen Beschreibung der Teilchenproduktion, die in viel zitierten Arbeiten zur Teilchenproduktion in Rahmen von kanonischer und großkanonischer Thermodynamik zu wichtigen und international anerkannten neuen Erkenntnissen insbesondere zur Äquilibrierung in relativistischen Kernreaktionen führte.

Ab 2000 wurde er Mitglied der CERN ALICE Kollaboration und leistete mit der TU Darmstadt Gruppe in enger Zusammenarbeit mit der GSI-ALICE Gruppe wichtige Beiträge zum Aufbau des Experimentes, insbesondere bei der Elektronik für die ALICE TPC. Außerdem war es maßgeblich mit seinen Studenten beteiligt an der erfolgreichen Erstellung von Software für die Spurenerkennung bei Teilchenmultipizitäten bis zu mehreren 10000 produzierten geladenen Hadronen pro Blei-Blei Kollision.

Etwa gleichzeitig mit seiner Pensionierung im Jahre 2010 begannen die Experimente mit dem ALICE Detektor und eine wahre Flut von Daten wurde produziert. In diesem Umfeld übernahm Helmut große Verantwortung: für fast 4 Jahre leitete er das ALICE Editorial Board. Hier entstanden, unter seiner Regie, die wichtigen Schlüsselpublikationen des ALICE Experimentes aus dem Run 1 am CERN Large Hadron Collider (LHC). Seit 2015 läuft jetzt der Run 2, bei voller LHC Energie, und wiederum war Helmut zentral involviert in der Analyse und
Interpretation der Daten, mit wichtigen Beiträgen bis Stunden vor seinem Tod. Als Mentor von Studenten sowie als Kollege war er in der ganzen Kollaboration mit über 1500 Mitgliedern sehr geschätzt und hat seine große Erfahrung vollständig in den Dienst der Kollaboration gestellt.

Mit Helmut Oeschler verlieren wir einen international anerkannten, engagierten Vollblutwissenschaftler. Seine wissenschaftlichen Beiträge insbesondere zum Mechanismus der Produktion seltsamer Teilchen sind Teil des Kanons unseres Feldes. Mit ansteckendem Optimismus und diplomatischem Geschick hat er das wissenschaftliche
Klima in den Teams, in denen er arbeitete, sehr bereichert. Wir werden ihn sehr vermissen.

Helmut Oeschler - Obituary

Helmut Oeschler passed away suddenly and unexpectedly on January 3rd. That very day he was working with his characteristic dedication on data analysis within the ALICE experiment and on their theoretical interpretation.

Helmut studied at the University of Heidelberg, where he defended his PhD thesis on nuclear structure and nuclear reaction dynamics, working at the Max Planck Institute for nuclear physics. He spent his postdoc years in Copenhagen, Strasbourg and Saclay and found his permanent home at the Technische Hochschule Darmstadt, from where he established international collaborations with experiments at GSI, JINR Dubna, Saclay and CERN. His interest was on the dynamics of nuclear reactions, studied over a broad energy range, from the Coulomb barrier to ultra-relativistic collisions. An earlier research subject was positron production in heavy-ion collisions,
investigated at GSI, followed by studies of multifragmentation, performed within the FASA experiment at JINR.

From the end of '80es on, he devoted his interests to the investigation of mechanisms for particle production in relativistic and ultra-relativistic nucleus-nucleus collisions. Helmut was a driving force for building the kaon spectrometer (KaoS) at SIS18 at GSI, which made possible the first measurements of strange particles in
collisions of heavy nuclei. His group at TU Darmstadt built the detectors and a newly-designed readout electronics
used to measure the tracks of charged particles produced in the collisions. Helmut and his students developed also key parts of the software used in the reconstruction and analysis of the data. Important contributions to the physics interpretation of the data were brought by Helmut in collaboration with Jörg Aichelin (Nantes): the extraction of the nuclear matter equation of state and the in-medium properties of strange particles.

In collaboration with Jean Cleymans (Cape Town) and Krzysztof Redlich (Wroclaw) Helmut started at the end of '90es the development of a description of particle production within canonical and grand-canonical thermodynamics. This led to many well-cited and internationally recognized papers, addressing new aspects of equilibration in relativistic nuclear reactions.

From 2000 on, Helmut became a member of the ALICE Collaboration at CERN, having, in close collaboration with the GSI ALICE group, important contributions to the construction of the experiment, in particular to the front-end electronics for the Time Projection Chamber of ALICE. In addition, with his students he was involved in the development of the track reconstruction software for the challenging multiplicities of lead-lead collisions at the LHC, producing tens of thousands of charged hadrons.

Roughly coinciding with his retirement began, in 2010, the data taking at the LHC, which marked prominently the last stage of the scientific career of Helmut. He took a big responsibility in leading the Editorial Board of ALICE for almost 4 years, supervising key publications of physics results in the exploration of quark-gluon matter at the highest energy densities. He continued unabated his deep involvement in the data analysis and interpretation and had important contributions on several research topics. Advising and working in close collaboration with students was a loved component of Helmut's activity and his experience was very much appreciated by many colleagues in the large (over 1500 members) ALICE collaboration.

With Helmut Oeschler we have lost an internationally recognized scientist who performed leading-edge research with dedication and who also established lifelong friendship with many colleagues. His scientific contributions, in particular about the production mechanisms of strange particles, are marked achievements in our research field. His contagious optimism and diplomatic skills have much and always positively influenced the people in the teams in which he worked. We will miss him very much.

Peter Braun-Munzinger and Peter Senger


Rund 300 Kernphysiker tagten in Darmstadt zu den langfristigen Forschungsplänen der Kern- und Hadronenphysik in Europa

Rund 300 Kernphysiker aus der ganzen Welt trafen sich vom 11. bis 13. Januar in Darmstadt zu einer internationalen Tagung des „Nuclear Physics European Collaboration Committee (NuPECC)“, einem Expertenkomitee der Europäischen Wissenschaftsstiftung ESF (European Science Foundation). Die dreitägige Veranstaltung, das sogenannte „Town Meeting“, fand im Darmstadtium Conference Center statt und wurde von der GSI organisiert. Bei dem  Treffen wurden langfristige Herausforderungen, Chancen und Infrastrukturpläne für die künftige europäische Kernphysik diskutiert und der „Long Range Plan“ verabschiedet, ein entscheidender Meilenstein für das nächste Jahrzehnt.

Im „Long Range Plan“ werden regelmäßig die Perspektiven und Ausblicke der europäischen Kernphysik-Community für die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus festgeschrieben. Sie werden den europäischen und nationalen Einrichtungen zur Förderung der Wissenschaft als Planungsvorschlag vorgelegt. „Der Long Range Plan gibt der Community die Möglichkeit zu formulieren, wie sich Europa aufstellen sollte, um global führend und auch weiterhin wettbewerbsfähig im internationalen Kontext zu sein“, erläutert die NuPECC-Vorsitzende Professorin Angela Bracco. „GSI und das künftige Beschleunigerzentrum FAIR spielen dabei eine herausragende Rolle.“ Die neuen Forschungsmöglichkeiten am Standort Darmstadt seien einmalig und ließen bahnbrechende neue Erkenntnisse für die Kernforschung erwarten.

Auch Professor Paolo Giubellino, der seit 1. Januar 2017 neuer Wissenschaftlicher Geschäftsführer von GSI und FAIR ist und beim „Town Meeting“ über das FAIR-Projekt berichtet, unterstrich die herausragende Rolle, die der Standort Darmstadt und FAIR/GSI im Wissenschaftsfeld spielen. „Das FAIR-Projekt baut auf der Exzellenz der GSI auf und garantiert eine zukunftsträchtige Weiterentwicklung mit herausragenden Experimentiermöglichkeiten in der europäischen Forschungslandschaft.“

Der NuPECC gehören Mitglieder aus mehr als 20 europäischen Ländern an. Sie vertreten die europäische Kernphysik-Community sowie wichtige Forschungszentren und Förderagenturen. Aufgabe des renommierten Expertenkomitees ist es unter anderem, Ratschläge und Empfehlungen für die Europäische Wissenschaftsstiftung und weitere Gremien zu geben und die Aktivitäten der Kern- und Hadronenphysik in Europa zu koordinieren.

Diese Pressemitteilung mit druckfähigem Bild finden Sie unter: https://www.gsi.de/start/aktuelles/detailseite/2017/01/12/rund-300-kernphysiker-tagen-in-darmstadt-auch-beschleunigeranlage-fair-ist-ein-thema.htm

Around 300 Nuclear Physicists Meet in Darmstadt — FAIR accelerator facility also on the agenda

Around 300 nuclear physicists from around the world held a meeting in Darmstadt from January 11 to 13 organized by the Nuclear Physics European Collaboration Committee (NuPECC) — an expert committee of the European Science Foundation (ESF). GSI took care of the local organization of the three-day event — known as a Town Meeting — which was held in the Darmstadtium Conference Center . The purpose of the conference is to set the long-term course and lay out the Long Range Plan for the future of European nuclear physics, thus marking a key milestone for the next decade.

The Long Range Plan regularly establishes the perspectives and prospects of the European nuclear physics community for the next ten years and beyond. Its contents are presented to the European and national bodies for science funding as planning suggestions. “The Long Range Plan provides the community with an opportunity to formulate how Europe should position itself in order to remain a world leader and competitive in an international context,“ explained Professor Angela Bracco, NuPECC Chair. “GSI and the future FAIR accelerator center play an outstanding role in this effort.“ According to Bracco, the new possibilities for research in Darmstadt are unique and are expected to produce groundbreaking new insights for nuclear research.

Professor Paolo Giubellino, the new Scientific Managing Director of GSI and FAIR, since January 1, 2017, will also report on the FAIR project at the Town Meeting, emphasizing the outstanding role played by the Darmstadt location and FAIR/GSI in this area of science. “The FAIR project builds on the excellence of GSI and guarantees a promising future development with outstanding experimental facilities within European research.”

The members of NuPECC come from more than 20 European countries. They represent the European nuclear physics community and important research centers and funding agencies. The tasks of the renowned expert committee include providing the European Science Foundation and other bodies with suggestions and recommendations, and coordinating activities in the fields of nuclear and hadron physics within Europe.

This press release with picture is available on our website at: https://www.gsi.de/en/start/news/details/2017/01/12/around-300-nuclear-physicists-meet-in-darmstadt-fair-accelerator-facility-also-on-the-agenda.htm

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