„Hessen soll Kernfusionsstandort Nummer eins werden“
Einzigartiges Netzwerk aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft legt in Biblis den Grundstein für laserbasierte Kernfusion in Hessen
26.03.2025 |
Diese Meldung basiert auf einer Pressemitteilung der Staatskanzlei Hessen
Bei einem Spitzentreffen am ehemaligen Kernkraftwerkstandort Biblis hat Ministerpräsident Boris Rhein laserbasierte Kernfusion als Schlüsseltechnologie für eine saubere und wirtschaftliche Energieversorgung bezeichnet. Auch Professor Thomas Nilsson, der Wissenschaftliche Geschäftsführer von GSI und FAIR, nahm an dem Treffen teil und unterzeichnete gemeinsam mit zahlreichen Vertreter*innen aus Politk, Wirtschaft und Wissenschaft ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Kernfusion.
„Wir brauchen einen technologieoffenen Energiemix, denn die Sonne scheint nicht immer, und der Wind weht nicht dauernd. Nur wenn Energie jederzeit verfügbar ist und für jedermann bezahlbar bleibt, können wir unseren Wohlstand sichern. Die Kernfusion kann dabei der Gamechanger sein und den entscheidenden Durchbruch bringen“, sagte Regierungschef Boris Rhein in Biblis. Die Landesregierung will gemeinsam mit Vertreter*innen aus Wirtschaft und Forschung den Weg in Richtung der kommerziellen Fusionsenergie gehen. „Wir bekennen uns zu einer gemeinsamen Vision. Wir wollen Hessen als Leitstandort für die Spitzenforschung und Entwicklung der laserbasierten Kernfusion etablieren und den Weg in Richtung kommerzieller Fusionsenergie ebnen. Dafür sollen am Standort Biblis eine Demonstrationsanlage sowie später ein Kraftwerk gefördert werden.“
Ministerpräsident Rhein hob die Bedeutung innovationsfreundlicher Politik hervor. „Spitzenforschung für innovative Energieformen muss wieder in Deutschland stattfinden. Es ist ein sehr gutes Signal, dass die künftige Bundesregierung die Fusionsforschung stärker fördern will und das Ziel verfolgt, den weltweit ersten Fusionsreaktor in Deutschland zu bauen. Wir dürfen nicht überall aussteigen, sondern müssen auch wieder einsteigen“, sagte der Regierungschef und ergänzte: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Kernfusion zum Energielieferanten der Zukunft machen können. Dabei soll Biblis zu einer Keimzelle für die Energieversorgung ,made in Hessen‘ werden – und Hessen damit zum Kernfusionsstandort Nummer eins. Die Landesregierung stellt dazu in diesem Jahr bis zu 20 Millionen Euro für die Erforschung der Kernfusion bereit.“ Außer staatlichen Investitionen wolle man auch private Mittel sowie Fördergeld aus Bundes- und EU-Programmen nutzen.
Der stellvertretende Regierungschef, Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori, machte deutlich, dass der weltweite Energiebedarf in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen wird. „Das stellt uns vor die dringliche Aufgabe, alle verfügbaren Optionen zu nutzen, um eine klimafreundliche, sichere und wirtschaftliche Energieversorgung sicherzustellen. Neben dem Ausbau der Wind- und Solarenergie setzen wir deshalb auch auf Investitionen in Zukunftstechnologien wie die laserbasierte Kernfusion. Deutschland und insbesondere Hessen sind dafür hervorragend positioniert“, sagte er und fügte hinzu: „Mit Unternehmen wie Focused Energy in Darmstadt und den exzellenten wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort haben wir Akteure, die in der internationalen Fusionsforschung Maßstäbe setzen. Für Hessen bietet sich hier die historische Chance, eine Schlüsseltechnologie nicht nur zu entwickeln, sondern auch wettbewerbsfähig zu produzieren. Dies ist ein entscheidender Schritt, um unsere Innovationskraft und Unabhängigkeit in einer Zeit zu stärken, in der internationale Lieferketten und Energieimporte zunehmend unsicher werden. Ich bin davon überzeugt, dass die Energiewirtschaft und die Industrielandschaft in Hessen zukunftsfähig ausgebaut werden können. Dazu wollen wir den Aufbau einer hochentwickelten Infrastruktur und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Forschung, Entwicklung und industrieller Fertigung vorantreiben.“
„Fusionsenergie bietet langfristig ein großes Potenzial“, sagte Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur. „Bis es so weit ist, liegt noch viel spannende Forschungsarbeit vor uns. Wir wollen Hessen als einen Leitstandort für die Spitzenforschung und die Entwicklung der laserbasierten Kernfusion etablieren. Gleichzeitig wollen wir zu kurz- und mittelfristig markttauglichen erneuerbaren Energien und Speichertechnologien forschen, um bis 2045 klimaneutral zu werden. Hierfür haben wir in Hessen mit unserer starken Forschungslandschaft und dem geplanten Exzellenzcluster ,Energie 2040‘ die besten Voraussetzungen. Indem wir beides gleichermaßen vorantreiben, können wir teure Abhängigkeiten in der fossilen Energieversorgung beenden.“
„GSI und FAIR treiben mit ihrer Grundlagenforschung und Expertise in den Bereichen Plasmaphysik und Materialforschung bereits seit Jahrzehnten die Technologiereife der laserbasierten Fusion voran“, sagte Thomas Nilsson anlässlich der Veranstaltung. „In der Ausbildung junger Forschender geben wir das notwendige Wissen an neue Generationen weiter und ebenen den Weg für zukünftige gesellschaftlich relevante Anwendungen. Unsere Arbeit ist ein unverzichtbares Rückgrat für die industrielle Anwendung und trägt zur nationalen und internationalen Vorreiterrolle Hessens bei.“
In dem MoU bekennen sich Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft dazu, den Weg zur kommerziellen Fusionsenergie für Hessen zu gehen und das Land als Leitstandort für Spitzenforschung und die Entwicklung der laserbasierten Kernfusion zu etablieren.
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