Trauer um Walter Oelert

17.01.2025

Unser hochgeschätzter Kollege Professor Walter Oelert verstarb am 25. November 2024.

Walter Oelert wurde am 14. Juli 1942 in Dortmund geboren. Er studierte Physik in Hamburg und Heidelberg, erwarb sein Diplom in 1969 mit einer Arbeit an Festkörperdetektoren in Hamburg und vollendete seine Promotionsarbeit in 1973 mit einer Arbeit über Transferreaktionen an Samarium-Isotopen in Hamburg. Als Postdoc blieb er für zwei Jahre, von 1973 bis 1975, bei Professor Cohen in Pittsburg und beschäftigte sich mit Kernphysik, vor allem mit Transferreaktionen an Seltenerdmetallen. 1975 erhielt er eine Stelle am Institut für Kernphysik (IKP1), damals noch KFA, später umbenannt in FZJ (Forschungszentrum Jülich), wo er an kernphysikalischen Experimenten am Jülicher Zyklotron arbeitete.

Mit der Entscheidung, das Kühler-Synchrotron COSY am FZJ zu bauen, beendete er seine Arbeiten über Transferreaktionen, fasste sie in einem Übersichtsartikel zusammen und wechselte auf das Gebiet der Mittelenergiephysik. Ende 1985 führte er einen Forschungsaufenthalt am CERN durch und beteiligte sich mit seiner Arbeitsgruppe an den Experimenten PS185 und JETSET (PS202) am Antiprotonenspeicherring LEAR. Eine weitere externe Tätigkeit war die Zusammenarbeit mit den schwedischen Partnern am CELSIUS-Synchrotron in Uppsala.

Im Jahr 1986 habilitierte er sich an der Ruhr-Universität Bochum und erhielt dort 1996 eine APL-Professur. Mit den Erfahrungen aus den CERN-Aktivitäten schlug er verschiedene Experimente für den COSY-Beschleuniger vor. Als Sprecher einer internationalen Kollaboration war er am Aufbau  des Experiments COSY-11 beteiligt, das 1996 mit dem Experimentbetrieb begann. Mehr als elf Jahre lang war das Experiment erfolgreich in Betrieb und lieferte wichtige Ergebnisse für verschiedene Mesonen-Produktionskanäle. COSY-11 war ein Experiment im COSY-Speicherring, mit dessen Hilfe es möglich war, Reaktionsprodukte im gesamten Raumwinkel zu messsen.

Neben den Aktivitäten bei COSY setzte er die Untersuchungen am CERN fort und schlug als letztes Experiment vor der Abschaltung von LEAR die Erzeugung von Antiwasserstoff bei der Wechselwirkung des Antiprotonenstrahls mit einem Xenon-Cluster-Target vor. Das Experiment wurde 1995 durchgeführt und produzierte neun Antiwasserstoff-Atome. Dieses Ergebnis war ein wichtiger Faktor für die Entscheidung der CERN-Leitung, den Antiproton Decelerator (AD) zu bauen. Um die Antiwasserstoff-Studien fortzusetzen, erhielt er erhebliche Unterstützung von Jülich für eine Partnerschaft in dem neuen ATRAP-Experiment mit dem Sprecher Jerry Gabrielse, das auf CPT-Verletzungsstudien in der Antiwasserstoff-Spektroskopie abzielt.

Im Jahr 2008 setzte sich Walter Oelert offiziell zur Ruhe, aber er blieb mehr als zehn Jahre lang aktiv an den Antiprotonen-Aktivitäten des AD beteiligt, während derer er an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz angegliedert war. Er war eine treibende Kraft auf dem Weg zum Extra Low Energy Antiproton ring (ELENA), der schließlich gebaut wurde und die Leistung für die Antimaterie-Experimente drastisch verbessert.

Während seiner Tätigkeit erhielt er eine Reihe von Ehrungen; hervorzuheben sind die Verleihung der Merentibus-Medaille der Jagiellonen-Universität Krakau und die Wahl zum externen Mitglied der Polnischen Akademie der Künste und Wissenschaften.

Walter Oelerts Persönlichkeit – kompetent, inspirierend, aufgeschlossen und freundlich – war der Klebstoff, der eine aktive, erfolgreiche und freudvolle Zusammenarbeit ermöglichte.

Mit seinen wegweisenden Arbeiten zur Antimaterieforschung hat Walter Oelert auch entscheidende Grundlagen für die Forschung mit Antiprotonen an FAIR gelegt. GSI und FAIR nehmen mit großem Respekt und tiefer Dankbarkeit Abschied von Walter Oelert.

Geschäftsführung von GSI und FAIR

(Text: Dieter Grzonka, Kurt Kilian und Thomas Sefzick)



Loading...